Mit der Anschaffung der PlayStation 3 Anfang diesen Jahres hielt dann auch die Welt der Onlinespiele Einzug ins Wohnzimmer. Einer der Spiele, die mich dabei faszinieren, ist Burnout Paradise. Anders als bei herkömmlichen »Autorennspielen« hat man hier nicht eine Handvoll abzufahrender Tracks sondern eine ganze fiktive Stadt, um sich auszutoben. Eine Stadt mit befahrbaren Parkhäusern, bespringbaren Dächern (und teils durch Glitches erreichbaren anderen Orten, wie Hochspannungsleitungen, Tunneldächern, …), ‘ner befahrbaren stillgelegten Eisenbahn …
Schon offline – zumindest für mich – ein nettes Spiel, richtig lustig finde ich aber den Online-Modus – im PSN, dem PlayStationNetwork, kostenlos; bei der XBox 360, die die es, neben PC, »Burnout Paradise« ebenfalls gibt, ist der Onlinemodus, wie ich gestern »in game«
erfahren habe, wohl kostenpflichtig –, in dem man mit bis zu 7 weiteren Spielern dann entweder die vorgefertigten Aufgaben lösen muß – z. B. ‘nen sog. »Flatspin«, eine horizontale Drehung im Flug, mit mindestens 270 Grad über eine Klippe, was je nach gewähltem Fahrzeug (aus gut 70) mehr oder minder einfach ist – oder aber auch frei nach Schnauze irgendwas veranstalten.
Als – kostenpflichtige – Erweiterung gibt es seit heute das sogennte »Cops and Robbers«-Pack, es erweitert das Spiel um etliche »neue« Fahrzeuge (auf den ersten Blick leider nur im Aussehen geändert, nicht aber in den technischen Werten verglichen mit der Zivilvariante) sowie einen neuen Onlinespielemodus.
Kommen wir erst zu den Autos; meine erste Enttäuschung war, daß die ersten beiden Polizeifahrzeuge jene aus dem Standardrepertoire waren: Hunter Citizen und PCPD WTR. Im weiteren Verlauf tauchten dann verschiedene Fahrzeuge im nicht typisch amerikanischen Outfit auf, zwei, wenn ich richtig gezählt habe, mit japanischem Einschlag, ein orange-farbendes, angeblich französisches (lt. CrashTV Episode 30 angelehnt an Fahrzeuge der Autobahnpolizei), ein oder zwei mit der britischen gelb-blauen Farbgebung, zwei italienische »Polizia«-Kisten, … — und ein rotes Auto mit »Polizei« in Spiegelschrift auf der Motorhaube. Erst dachte ich, es könnte sich um ein österreichisches Model handeln, aber in besagter »CrashTV«-Folge wurde es – vom designenden Franzosen – als »German« bezeichnet:
Gut, ich komme aus der ostwestfälischen Provinz vielleicht nicht so oft raus, aber hier sind die Farben nach wie vor grün-weiß bzw. blau-weiß für neuere Fahrzeuge, wie im Rest der Republik nach meinem Kenntnisstand — Rot trägt in Deutschland meines Wissens einzig die Feuerwehr, oder‽
Nach diesen beiden ersten, sagen wir, gemischtgefühlten Erfahrungen dann des Betreten eines Onlineraumes mit mir bekannten Spielern. Hier erfuhr ich dann, daß bei altgedienten »Paradisern« dieses Update gar nicht gut ankam:
Beide hatten das C&R-Pack bislang nicht gekauft (und haben dies wohl auch nicht vor), in Räumen eines Hosts, der C&R schon hatte, wurden sie dann beim Start der entsprechenden Spiele aufgefordert, ebenfalls C&R zu kaufen – dem Vernehmen nach jedesmal neu –, ohne war kein Mitspielen möglich.
Dies, sofern sich dies bewahrheiten sollte, wäre meines Erachtens ein herber Rückschlag für die Akzeptanz von »Burnout Paradise« – auch im Hinblick auf die schon laaaange angekündigte Erweiterung »Big Surf Island« –, denn wenn ich meine gekauften Addons nicht mehr mit den Mitspielern meiner Wahl spielen kann, dann überlege ich mir sicherlich zukünftig mehr als dreimal, ob ich Electronic Arts/Criterion Games dafür Geld in den Anus Rachen stecken werfen möchte.
Kundenfreundlich – und auch für die Käufer meines Erachtens einzig akzeptable Option – wäre es doch, wenn die, die C&R nicht gekauft haben, mit den vorhandenen Polizeifahrzeugen (wie gesagt, die ersten beiden im Addon kann man auch im normalen Spiel freifahren) als Cops oder ihren Standardwagen als Robbers mitspielen könnten. Zumal, das muß man hier auch noch mal festhalten, jeder Spieler sich das Update auf Version 1.8 von rd. 150 MB (PS3), welches die »neuen« Autos sowie die neuen Spielmodi enthält, runterladen und installieren muß, will er online spielen … So, wie Criterion C&R derzeit implementiert hat, ist das Grütze — und läßt mich zumindest skeptisch in die Zukunft mit der Inse blicken, denn dort wird ja ähnliches Unsinn dann zu befürchten sein: »Du kannst hier nicht rein« heißt es dann für die, die jenes Addon nicht gekauft, die Daten im fälligen Update auf schon runtergeladen haben?
Monthly Archives: April 2009
Lumix TZ7, AVCHD und Linux
Als stolzer Besitzer einer Panasonic Lumix TZ7, der ich nun bin, mußte die Lumix natürlich nun mal beweisen, wie sie sich denn mit meiner Linux-Infrastruktur versteht.
Apr 28 10:41:07 brick kernel: [117174.232669] scsi 5:0:0:0: Direct-Access MATSHITA DMC-TZ7 0100 PQ: 0 ANSI: 2 Apr 28 10:41:07 brick kernel: [117174.234625] sd 5:0:0:0: [sdb] 31387647 512-byte hardware sectors: (16.0 GB/14.9 GiB) [...] Apr 28 10:41:07 brick kernel: [117174.238138] sdb: sdb1 Apr 28 10:41:07 brick kernel: [117174.267175] sdb: p1 size 31379456 limited to end of disk
Anschluß per USB also: check. Das spart einerseits das Gehampele mit Kartenlesern und zum anderen ggf. den Spaß, eine SDHC-Karte in einem SDonly-Leser zu zermarmeln. Nachteil ist natürlich die Notwendigkeit, ein weiteres Proprietär-zu-USB-Kabel mitschleppen zu müssen, der USB+AV-Anschluß ist non-standard …
Insofern also – wie nach den entsprechenden Einstellungen auf der Lumix aber auch erwartet – keine negativen Überraschungen. Nachdem der Datentransfer also gesichert ist, stand die Begutachtung der Datenschäzte, die die Lumix ablegt, an. Für das von ifranz improvisierte Testvideo schmeißt ffmpeg folgendes aus:
Seems stream 0 codec frame rate differs from container frame rate: 100.00 (100/1) -> 25.00 (25/1) Input #0, mpegts, from '00009.MTS': Duration: 00:01:50.24, start: 0.362400, bitrate: 15278 kb/s Program 1 Stream #0.0[0x1011]: Video: h264, yuv420p, 1280x720 [PAR 1:1 DAR 16:9], 25 tbr, 90k tbn, 100 tbc Stream #0.1[0x1100]: Audio: ac3, 48000 Hz, stereo, s16, 192 kb/s
Leider habe ich derzeit weder die Möglichkeit, H.264 zu streamen (abgesehen von externen Diensten wie z. B. Vimeo, auf die ich ggf. noch zurückgreifen werde) oder sinnvoll zu bearbeiten (Ausblenden z. B. von Gesichtern) noch ist das Blog-Layout auf 1280 Pixel breite Videos ausgelegt, sodaß auch hier wieder nur ein kleines Flash-Video präsentiert werden kann:
Die Bearbeitung der .MTS-Dateien (steht das für »MPEG Transport Stream«?) ist angenehm unkompliziert unter Linux, schon ein simples »ffmpeg -i 00009.MTS -ar 22050 -ab 128k -aspect 16:9 -b 800k -f flv -s 480×270 00009.flv« wandelt die 201 MB der Testaufnahme in einen handlicheren – aber qualitativ auch deutlich schlechteren – 14 MB kleinen Flash-Stream.
Insofern: Der nächste Urlaub mag nun kommen; allerdings fehlt mir nach wie vor eine gescheite Bildkatalogisierungssoftware, um die Myriaden von Mediendateien – alleine meine alte Sony DSC-P10 zählt über 4200 Aufnahmen, deren 2 MPix-Vorgänger sprang damals von 09999 auf 00000 und das N95 zählte zuletzt auch schon über 3700 getätigte Aufnahmen – sinnvoll verwalten und, insbesondere, wieder auffinden zu können. Von der zukunftssicheren Lagerung ganz zu schweigen …
Breaking News
Demagogie, der Leyensche Politikstil
Narf. Von der Leyen verunglimpft mal wieder Internetnutzer:
“Wir wissen, dass bei den vielen Kunden, die es gibt, rund 80 Prozent die ganz normalen User des Internets sind. Und jeder, der jetzt zuhört, kann eigentlich sich selber fragen, wen kenne ich, der Sperren im Internet aktiv umgehen kann. Die müssen schon deutlich versierter sein. Das sind die 20 Prozent. Die sind zum Teil schwer Pädokriminelle. Die bewegen sich in ganz anderen Foren. Die sind versierte Internetnutzer, natürlich auch geschult im Laufe der Jahre in diesem widerwärtigen Geschäft”, erklärte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen dem Berliner Radiosender Radio Eins […].
Widerwärtig und unerträglich ist meines Erachtes derzeit primär eines: die von gefährlichem Halbwissen gefärbten Äußerungen der Demagogin von der Leyen.
Nicht alles, was hinkt, Frau von der Leyen, ist ein Vergleich. Zunächst einmal sind »Sperren im Internet« mal wie mobile, unbewachte »Durchfahrt verboten«-Absperrschranken auf einsamen Landstraßen, aber auch mal wie der biometrisch gesicherte Zugang zu Hochsicherheitsbereichen ausgeführt. Das Umfahren einer »Durchfahrt auf Wunsch Frau von der Leyens verboten«-Schranke auf einer einsamen Landstraße dürfte jedem Ihrer sich fragen sollenden Zuhörer gelingen — und exakt so verhält es sich erst einmal auch mit Ihrem vertraglichen Zaubertrick zur Unsichtbarmachung des fortgesetzten, durch Ihr Handeln nicht beeinträchtigten, Kindesmißbrauchs.
Es ist bei weitem nicht ungewöhnlich, daß ein Provider auf DNS-Ebene (genau, Frau von der Leyen, das »ist was Technisches«) Probleme hat, die Eintragung alternativer Nameserver dürfte selbst dem typischen CDU-Wähler BILD-Leser heute keine schlaflosen Nächte bereiten — in anderen Ländern haben landesweite Zeitschriften (vgl. Eintrag »December 13, 2006«) entsprechende Hinweise publiziert. Sie bezeichnen also, werte Frau von der Leyen, die gemeinen italienischen Internetnutzer, die zufällig den besagten »La Repubblica«-Artikel gelesen haben, als »schwer Pädokriminelle«. Das nenne ich … gewagt.
Frau von der Leyen, Sie propagieren leider derzeit ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, bei dem – auf dem argumentativen Rücken geschundener Kinder – nicht weniger als die Grundlage geschaffen werden soll, um im deutschen Internet generelle Zensurmöglichkeiten, vergleichbar denen in China, zu etablieren — und die Einführung chinesischer Zensurtechnik forderte man denn auch jüngst gleich mal im hessischen Innenministerium, wie berichtet wird.
Hören Sie, Frau von der Leyen, bitte auf, willkürlich Internetnutzer als »schwer Pädokriminelle« zu verunglimpfen, kaufen Sie endlich technischen Sachverstand ein — und falls Sie nach wie vor darauf bestehen, chinesische Zustände nach Deutschland zu bringen, seien Sie gefälligst konsequent und kassieren diese hirnrissige Beschränkung auf nur wenige große Provider. Es ändert an der Unwirksamkeit gegen das Grundübel des Kindesmißbrauchs zwar so wenig wie Ihre Sperrphantasien per se, aber es nähme der unheiligen Aktion den Makel des puren Populismus.
Blutig
iBT-GPS DataLogger
Ubuntu 9.04 – It's b0rked, Jim!
Speicherkartenevolution
Die neue Koalition der Willigen
Lange schon suche ich nach den passenden Worten, zu beschreiben, was ich angesichts der Leyenhaften Stümpereien zur Restasifizierung der Bundesrepublik, die insbesondere von der konservativen Hälfte dieser mittlerweile unheiligen Großen Koalition mit der Brechstange – fachlich wie argumentativ – auf dem Rücken mißbrauchter Kinder noch schnell vor der Wahl vorangetrieben wird, halte.
An Worten, Vergleichen und – meiner Ansicht nach zutreffenden – Bezeichnungen der Akteure mangelt es mir nicht. Allein, es müßten drei sehr versierte Anwälte diese Texte erst korrekturlesen, denn um Verbalinjurien komme ich aus schierer Empörung ob des grotesken Schauspiels derzeit nicht herum. Also halte ich erst mal meine virtuelle Klappe und warte ab, feile weiter an der Worten … und lese um so mehr, was andere hierzu schreiben.
Einen Text möchte ich hier hervorheben, denn er spricht mir weitgehend aus der Seele (wobei, ob ich eine solche als überzeugter Gegner dieser staatlichen Zensurmaßnahmenvorbereitungsaktion noch zu haben beanspruchen darf; wahrscheinlich nicht, als Dagegen-Seiender-Also-Latenter-Kinderschänder. Ganz langsam bekomme ich ein Gefühl dafür. wie es gewesen sein muß in überkommen geglaubten Systemen, in der auch die Gedanken alles andere als frei waren. Danke, lieben Minister Schäuble und von der Leyen.): der Blogebeitrag »“Die argumentative Bringschuld liegt natürlich bei den Kritikern…”« bei Danish.de.
Die Meinung, daß statt nachprüfbarer Daten überwiegend mit Demagogie hantiert und Nebelkerzen nichtnachprüfbarer oder kreativ interpretierter »Fakten» seitens von der Leyen und der trittbrettfahrenden, überwiegend konservativen, Rädelsführer in dieser Diskussion geworfen würden, findet sich oft im Netz; ungleich öfter als der Beweis des als Begründung für die Notwendigkeit von Sperren jetzt und sofort behaupteten exorbitanten Anstiegs von Kinderpornographie im Netz. Folgend einige Zitate aus teils schon älteren Artikeln …
Dass bei einem sensiblen Thema wie dem Kampf gegen Kinderpornografie eine sachliche, an belastbaren Tatsachen orientierte Debatte geführt werden sollte, liegt auf der Hand. […] Den Bürgern wird suggeriert, dass sich die Lage massiv verschlimmert hat. Stimmt das?
Ministerin von der Leyen nennt stets dieselben angeblichen Fakten, um die Dringlichkeit ihres Vorhabens zu belegen. Danach habe das BKA bei der Verbreitung von Bildern und Videos, die den sexuellen Missbrauch von Kindern darstellen, von 2006 auf 2007 einen Zuwachs von 111 Prozent festgestellt. Diese Information klingt brisant, doch beruht sie vornehmlich auf einer falschen Interpretation der BKA-Statistik durch das Bundesfamilienministerium.
Zwar registrierte das BKA von 2006 auf 2007 bei der Besitzverschaffung von Kinderpornografie durch das Internet tatsächlich einen Fallzahlenzuwachs von 111 Prozent (von 2936 auf 6206 Fälle). Dabei geht es aber lediglich um die Menge der eingeleiteten Ermittlungsverfahren und nicht etwa wie dargestellt um Verurteilungen.
Auf Nachfrage bestätigte uns das BKA, dass in die registrierte Steigerung die bis dato größte Ermittlungsaktion „Operation Himmel“ teilweise einfloss, bei der just Ende 2007 12 000 Verfahren wegen des Zugriffs auf dieselben Inhalte eines Servers eröffnet wurden. Nach c’t-Recherchen sind aber hochgerechnet mindestens die Hälfte dieser Ermittlungsverfahren von den Staatsanwaltschaften wieder eingestellt worden, weil der Verdacht fallen gelassen wurde. […] Dennoch trägt ein Teil dieser im Sande verlaufenen Verfahren zu der angeblichen Steigerung des Kinderpornobesitzes um 111 Prozent bei. Eine BKA-Sprecherin sagte c’t dazu lapidar: „Wie unsere Zahlen im politischen Raum genutzt werden, entzieht sich unserem Einfluss.“
Das Ministerium bleibt bei seiner Interpretation der Steigerungsrate. Es handele sich um „nicht zu widerlegende Fakten“, ließ uns Pressesprecher Jens Flosdorff wissen. […] Es sei, fügte er hinzu, nicht auszuschließen, „dass die Zahlen der Polizeikriminalstatistik auch durch verbesserte Ermittlungsmethoden oder ein verändertes Anzeigeverhalten in der Bevölkerung beeinflusst“ würden. Im Klartext: Das Ministerium zieht als Hauptargument „unwiderlegbare Fakten“ heran, die niemand belegen kann.Quelle: heise online
Missbrauchsopfer kämpfen gegen Netzsperren
“Ursula von der Leyens Kampagne gegen Kinderpornografie nutzt nichts”
Christian Bahls ist missbraucht worden. Im Interview mit Zeit Online sagt er: “Ursula von der Leyens Kampagne gegen Kinderpornografie nutzt nichts und macht mich erneut zum Opfer.”
Zeit Online: Sind Sie ein Opfer von Kindesmissbrauch?
Christian Bahls: Ja. Und das war der Grund, Mogis zu gründen, den Verein Missbrauchsopfer gegen Internetsperren. Am 27. März, als die Kinderhilfe so publikumswirksam im Familienministerium aufgetreten ist, ist mir das Essen hochgekommen.
Zeit Online: Warum?
Bahls: Wegen der Instrumentalisierung dieser lächelnden Kinder und Ursula von der Leyens Aussagen. Nach dem Motto: Mensch, die Kinderhilfe teilt dasselbe Anliegen wie ich, da stelle ich mich doch einmal publikumswirksam neben das Poster. Zu DDR-Zeiten wurde man als Kind auch missbraucht für Propagandazwecke. Daran hat es mich erinnert.
Zeit Online: Warum sind Sie gegen Frau von der Leyens Plan der Netzsperren?
Bahls: Weil er Kinderpornografie nicht bekämpft. Da ist irgendwo im Internet ein Missbrauch dokumentiert und die Bundesregierung schaut weg. Und sagt uns Bürgern, wir sollen auch wegschauen. […] Wenn die zu den 1.500 Adressen gehörenden Server in den USA, Holland, Kanada und Deutschland dichtgemacht würden, die derzeit existieren, wären 90 Prozent der weltweit mit einem Browser erreichbaren Kinderpornografie nicht mehr verfügbar.
Auf der norwegischen Sperrliste, die das Bundeskriminalamt unter anderem verwenden will, sind beispielsweise auch 25 deutsche Server verzeichnet, mit 70 genuinen Domain-Namen. Insgesamt gibt es hierzulande sogar über 200 Domain-Namen. […] Das Bundeskriminalamt müsste nur zu dieser Firma gehen und die Inhaber der Domains ermitteln.
Zeit Online: Woher wissen Sie, dass nicht genau das bereits getan wird?
Bahls: Diese Liste ist vom März 2009. Es gibt auch Listen aus dem vergangenen Jahr. Zwar sind eine Menge Domains inzwischen ungültig, aber viele der Domains sind immer wieder dabei und noch aktiv.
Zeit Online: Meinen Sie, Frau von der Leyen weiß das?
Bahls: Ich habe ihr eine E-Mail geschrieben, dass es laut der norwegischen Liste einen aktiven Server gibt, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,5 Prozent in Deutschland steht, höchstwahrscheinlich in Kiel. Das BKA behauptet, dass es nicht weiß, wo die Server sind. Möglicherweise benutzen die nur Windows und haben keine Ahnung, wie man solche Sperrlisten sachgerecht auswertet.
Zeit Online: Aber können die Sperrlisten nicht ein Instrument von mehreren sein im Kampf gegen diese Kriminalität?
Bahls: Wir sind für die effiziente Bekämpfung von Straftaten nach Paragraf 184 b. Dazu gehört aber, dass man die Inhalte aus dem Internet entfernt und die Inhaber der Server bestraft. […] Der Missbrauch muss unterbunden werden. Das aber geschieht nicht dadurch, dass die Bundesregierung ihren Bürgern Scheuklappen aufsetzt.
[…]
Zeit Online: Ich bin beeindruckt, wie offen Sie mit ihrer Geschichte umgehen…
Bahls: Das ist Wut. […] Die Diskussion, wie sie gerade läuft, ist nicht hilfreich. Die ist schlimm für die Opfer, ihnen wird damit noch ein zweites Mal wehgetan. Ich fühle mich wieder zum Opfer gemacht. Ich fühle mich in der Debatte für ein politisches Ziel missbraucht.
[…] Die Inhalte werden weiter verbreitet. Statt nur Listen auszutauschen, könnte man doch mit vereinten Kräften daran arbeiten, diese Inhalte dauerhaft aus dem Netz zu entfernen. […]
Das BKA ist noch dazu […] Ankläger, Ermittler und Richter in einer Person. Wo bleibt da die Gewaltenteilung, wenn kein Gericht eingeschaltet wird? Wo bleibt die grundgesetzliche Rechtsweggarantie? […] Es wird eine schleichende Internetzensur aufgebaut, keine Strafverfolgung. Das alles ist nur möglich, weil das Tabu Kinderpornografie instrumentalisiert wird: Das ist so böse, da darf man gar nicht offen drüber diskutieren. […]Quelle: golem.de
Wenn man dies liest, dann erscheint einem der Vorstoß von der Leyens, zeitlich wie energetisch wie sorgfältige und umsichtige Arbeitsweise eines Studenten, dem am Vorabend der Abgabe seiner Semesterarbeit das heutige Datum bewußt wird … Oder, um einen Vergleich aus der Arbeitswelt zu bemühen: eine Woche vor dem Bewertungsgespräch fällt es siedendheiß ein, daß da ja noch eine Aufgabe vergessen wurde, da muß es nun aber schnell gehen — wobei ich nicht implizieren möchte, Frau von der Leyens Motive seien alles andere als so, wie sie vorgibt, sie wären es.
Ich finde es aber auffallend, ja, weit mehr als nur bemerkenswert, wie schnell dieses Vorhaben aus dem Familienministerium im Wahljahr 2009 in die Diskussion eingebracht wurde, Kritiker als Mittäter oder »Reichsbedenkenträger« abgebügelt wurden und entgegen der Kritik aus dem Justizministerium die Linie gradezu stur verfolgt wurde. Und alles unter dem Tarnmäntelchen der Bekämpfung der Kinderpornographie — zumindest für die breite Masse, denn sich selbst schließt der Bund, wieder einmal, von derlei lästigen Verpflichtungen aus: (Wobei, Disclaimer, ich keinesfalls zu unterstellen beabsichtigte, die Akteure wollten den Zugang für sich selbst lieber ungefiltert und ohne lästiges Logging.)
Die Internetsperren der Bundesfamilienministerin werden immer offensichtlicher zu einer rein symbolischen Aktion. Staatliche Provider und kleinere Firmen sollen nach Angaben des Spiegel von den Sperren ausgenommen werden.
Die Bundesregierung will offenbar staatliche Internet Service Provider an den Hochschulen und Behörden von der Errichtung von Internetsperren ausnehmen. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel soll auch für Anbieter, die weniger als 10.000 Nutzern gegen Entgelt einen Zugang anbieten, die Sperrverpflichtung nicht gelten.
[…] Staatlichen Hochschulnetze und Behördenprovider sowie Hunderte regionale Anbieter müssen nicht tätig werden. Laut dem Bericht sind damit mehrere Millionen Internetnutzer von der Sperrpflicht ausgenommen.
Begleitet von Protesten haben sich fünf große Provider am 17. April 2009 verpflichtet, die von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen geforderten Internetsperren künftig einzurichten. Kritiker meinen, die Sperren seien im Kampf gegen Kinderpornografie nicht hilfreich und führten zu einer Zensurinfrastruktur.
Ins gleiche Horn stieß auch grade – man lese und staune – eine andere Ministerin:
Bundesjustizministerin Zypries befürchtet, dass die Internetsperren sehr schnell auf Websites ausgeweitet werden, die nichts mit Kinderpornografie zu tun haben. “Ich gehe davon aus, dass dadurch Begehrlichkeiten geweckt werden”, sagte sie.
Und praktischerweise werden die Zugriffe auf die Stopp-Seite nun auch protokolliert — mit weitreichenden Folgen:
Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zu Internetsperren gegen Kinderpornografie beschlossen. Teil der Vorlage, die noch in dieser Legislaturperiode vom Bundestag beschlossen werden könnte, ist auch das Mitloggen der Nutzerzugriffe auf die vom BKA zur Sperrung festgelegten Websites. Jeder Klick auf einen Link im Internet könnte so zum Risiko werden, meinen Kritiker. […]
Schleswig-Holsteins Landesdatenschützer Thilo Weichert bestätigte Golem.de, dass damit das Mitloggen von Nutzerzugriffen auf blockierte Seiten Teil der Gesetzesänderung werde. “Das ist genau so”, sagte er. “Damit würde sich jeder Internetnutzer schon der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen, wenn er eine ihm noch nicht bekannte Adresse aufruft”, hatte Weichert zuvor kritisiert. “Ich hoffe, dass der Bundestag dies nicht beschließen wird”, sagte Weichert.
Damit wäre dann – wie gewünscht – chinesisches Niveau erreicht. Vielleicht war es doch keine so gute Idee der stärksten Partei nach dem Ergebnis der Bundestagswahl 2005, in eine Große Koalition unter der Führung der Spitzenkandidstin der zweitstärksten Partei, einer ehemaligen Bürgerin der DDR, einzusteigen; das, was dieser Tage in Berlin jedenfalls auf den Weg gebracht wird, empfinde ich in Art und Umfang als die Errichtung einer modereren Staatsicherheit durch die kalte Küche. Unprotokolliertes, ungefiltertes Surfen demnächst also – wie in manchen Ländern, die man mit Deutschland eigentlich nie ein einem Atemzug nennen möchte – nur noch in schmuddeligen Hinterhofkaschemmen oder im – kamerüberwachten – öffentlichen Raum, z. B. einer Bibliothek.
Denk’ ich heute an Deutschland in der Nacht, …