Onlinestar isser nu, der Ehssan. Vielmehr sein Baby, das Studivz ist es. Aber egal, denn:
Wenn mich nicht alles irrt, hat es noch nie eine Seite gegeben, die nur einige Monate alt diesen “Internet-Oscar” verliehen bekam.
Also: »Applaus! Applaus! Applaus!!!« für den Internet-Oscar-Gewinner. (Guck, und ich dachte, »Oscar« wäre auch ein geschützter Begriff. So kann man sich irren.) Gut, die ewigen Nörgler gibt es natürlich auch, heißen sie Hannes,
Ich checks net. Wieso kann ne Seite die mehr off- als online ist gewinnen?
Sebass,
Schon beeindruckend, dass eine Seite, die praktisch nur noch sporadisch zu erreichen ist, den Online – Star gewinnt.
gerhard,
Aber ich finde die Auszeichnung schmeichelt doch ein wenig. Was ist der Mehrwert, den diese Seite erzeugt? Was die Innovationen, die mit Ihr ins Leben getreten sind?Aber ich finde die Auszeichnung schmeichelt doch ein wenig. Was ist der Mehrwert, den diese Seite erzeugt? Was die Innovationen, die mit Ihr ins Leben getreten sind?
Zugegeben ich kann mir jetzt leichter anschauen, welche Nasen auf meiner FH studieren, welche Interesse sie haben und ob die hübschen Mädels noch zu haben sind. Aber im ernst, das grenzt doch fast an eine Dating Community, von denen es schon massig auf diesem Planeten gibt.
Außerdem möchte ich meinen Vorkommentatoren recht geben, wo liegt die Kunst darin ein Community-Portal zu schaffen, dass die Hälfte der Zeit down ist. Aussagen wie,”Die Technik ist komplex und wir bekommen bald neue Bauteile”, wirken eher unbeholfen, ja gerade zu ahnungslos. …
oder anita
unglaublich, hier funzt gar nix und ihr gewinnt den preis… lächerlich
Ich denke, andi faßt es am besten zusammen:
tja kann den Gewinn zwar auch nicht nachvollziehen aber war im Endeffekt abzusehen. Das ist eben wie bei den MTV-Awards – die nicht immer besten Bands mit den meisten Fanboys und -girls gewinnt eben…
Aber nachdenklich stimmt es mich Tor schon, wenn eine Seite, die von ein paar Hobbycodern (»Die Software von Dennis entstand im November letzten Jahres und wurde inkrementel weiterentwickelt.«) aus der Taufe gehoben und bei einem völlig unkooperativen Hostingprovider (»Unser Hoster O2 (Telefonica), so mutmassen wir, nimmt unser Projekt leider nicht ernst.«) untergestellt wurde, derzeit nach Nutzerberichten überwiegend offline (s. o.) ist, daß also eine solche Seite nun als »Online Star« gehandelt wird. Toll, was virales Marketing so alles bewirkt. »Millionen Fliegen können nicht irren«, heißt es ja …
Wenngleich die eine oder andere Stimme sich erhebt und zaghaft einen Realitycheck bei den Usern einfordert,
Das Problem ist die Art wie die Probleme hier erst versucht worden auf andere Abzuschieben obwohl die Probleme zu einem guten Teil auf dem Code und nicht auf der Hardware basieren.
Andere schlecht machen zeugt da von ganz schlechter Kinderstube, ein ehrliches “Unsere Seite ist überlastet, weil soviele Leute hier Surfen” wäre von Anfang an besser gewesen…
Ehssan bleibt dabei, nur der Hoster hat’s verbockt, siehe Blogeintrag vom 24.10.2006:
In der Vergangenheit hatten wir schon mal enttäuschende Erfahrungen mit der Telefonica & O2 gemacht. Meine Berichte hier im Blog wurden auf massiven Druck hin von mir entfernt. Leider haben wir neulich erfahren, dass Telefonica auch und gerade in Spanien, wie so viele Exmonopolisten in Europa, nicht gerade den aller besten Ruf geniesst.
Nachgekartet wird im Blogeintrag vom 26.10.2006:
Nun werden wir durch einen “neuen Vertrag” hier “Rahmenvertrag” genannt gezwungen die Order, in kürzester Zeit in grossen Brocken selbst zu bezahlen! Meiner Laienansicht nach ist dieser Rahmenvertrag ein Trick…pardon Weg für Te.e-finca / 0h0h2 aus dem alten, geltenden Vertrag und den damit verbundenen Verpflichtungen irgendwie zu entkommen, es aber dennoch nicht ganz offensichtlich nach Vertragsbruch aussehen zu lassen und für die Konsequenzen aufzukommen (Vertragsstrafen). […] Mündliche suggerierte Versprechen nicht eingehalten. Schriftliches m.E. auch nur sehr mangelhaft. Aus Kulanz hätte man erwarten können, dass DIESE Firma in VORLEISTUNG tritt und UNS besonders interessante Konditionen macht. Leider ist das Gegenteil der Fall und wir müssen jetzt entgegen aller Erwartung sehr viel Geld aufbringen. […] Ich möchte alle WHU-ler, HHL-er, HSG-ler, und alle anderen Projektpusher, die erwägen ein tolles Internet-Projekt zu starten ermahnen, nicht zu vernachlässigen sich von vornherein Gedanken über Partner zu machen, mit denen sie einmal angebandelt lange Zeit in Abhängigkeit zusammenarbeiten müssen. Falls ihr nicht von der ersten Sekunde an, dicke Umsätze und Profit erwirtschaftet (wer macht das schon‽), aber dennoch erfolgreich sein solltet, könnte euch paradoxerweise das gleiche ereilen wie uns: Ihr benötigt dann als zu guter Kunde so viel – zu viel – so dass euer Partner plötzlich Angst bekommt und zu bocken beginnt…
Naja. Willkommen in wirklichen Leben würde ich mal sagen – da, wo man die Zeche am Ende auch bezahlen muß.
Was lehrt man eigentlich an WHU, HHL oder HSG, daß es einen »Projektpusher« aus den Socken haut, wenn ein kommerzielles Unternehmen (hier: der Hostingprovider) von seinem Kunden, einem ebenfalls kommerziellen Unternehmem (hier: das von Holtzbrink-Ventures schon umarmte Studivz), welches kein erkennbares Einnahmekonzept hat, finanzielle Sicherheiten erwartet? Ehssan schrieb dazu Mitte Oktober noch:
Zudem müssen wir zugeben, dass die Kosten uns schneller über den Kopf steigen als erwartet und wir deshalb mit verschiedenen Sponsoren und Partnern verhandeln. Ziel: Die Seite ist und bleibt für die Zukunft kostenlos! Wir sind uns auch sicher, dass wir das hinbekommen. Wie? Nennen wir es Mezänatentum oder etwas obszön-neu-undeutscher ausgedrückt: Sponsoring. […] Wir benötigen weitere Kapazitäten! In jeder Hinsicht! Aber seid beruhigt: Es wird keine nervigen Popups oder ähnlich einfallsloses, störendes geben.
Immerhin, ganz langsam rudert auch Ehssan andeutungsweise schon zurück, am 26.10.2006 heißt es:
Die Probleme mit der Performanz sind z.T. auch unsere Schuld. Uns sind einige Fehler unterlaufen. Diese sind bei einem Projekt wie dem VZ jedoch normal und immer zu erwarten. Daher ist es wichtig rechtzeitig über so viel Kapazitätsressourcen zu verfügen, dass in diesen Fällen genügend Puffer zur Kompensation besteht und die Performanz nicht zu leiden braucht. Dieses Sicherheits- oder Auffangnetz als zweite Ebene fehlte in diesem Fall wegen den geschilderten Problemen.
Am 27.10. ist die Erkenntnis noch etwas weiter gediehen:
Es tut uns leid. Dennis und die anderen Jungs, wir haben die Technik unterschätzt. […] Keiner ist über die technischen Schwierigkeiten und der Langsamkeit mehr frustriert als wir. […] Die Software von Dennis entstand im November letzten Jahres und wurde inkrementel weiterentwickelt. Es war auf einige Hundert oder Tausend Nutzer Pro Tag ausgelegt. […]
Selbst eine Seite wie eBay war m.E. schon mal für 2 Wochen offline. Seiten wie Yahoo oder Google […] Wir wollen auch nicht so grössenwahnsinng werden, uns mit diesen Seiten auf eine Ebene zu stellen. […] Die Optimierung kann jedoch noch Tage bis einige Wochen beanspruchen. Wir bitten dies zu berücksichtigen.
[…] Nun liegt es zu einem grossen Teil an uns, die Applikation schlank und rank zu bekommen. Eine Arbeit, die Tage oder gar Wochen beanspruchen kann und nicht von heute auf morgen geht.
Klingt das nicht irgendwie bekannt? JA! Das »Backstage Blog« strotzt nur so von Hinhalteparolen! Seit mindestens 8 Wochen weiß Ehssan um die Probleme und blogt Besserungsversprechen:
August 25th, 2006
1.) Aktuelles zur OP:
Wir kommen gut voran. Das VZ ist schnell. Und beschleunigt stetig weiter.
Aber: Solange die Jungs an den Datenbanken spielen, passieren manchmal noch komische Sachen mit den Gruppen usw. Macht euch keine Sorgen. Es wird alles rekonstruiert und ihr bekommt alle eure alten Gruppen samt Forenbeiträge zurück.[…]
»Wir sind für manche einen Augenblick offline«:
August 28th, 2006
Trotz aller technischer Fortschritte, kann es manchmal vorkommen, dass ein kleiner Teil der Studis kurz unsere (nostalgisch veraltete) Offline-Nachricht eingeblendet bekommt. Unsere Datenbank ist überlastet, da sie noch nicht richtig konfiguriert ist. Wir arbeiten daran.
Später dann:
September 6th, 2006
[…]Technische Infos: Die alten Funktionen wie das “Kennst Du schon?” mussten wegen der Systemumstellung einigen Anpassungen unterworfen werden. Wir arbeiten daran, damit sie schnell wieder am Start sind.
Die neuen Funktionen testen wir noch und gelegentlich kann man sie schon sehen.
Mitte September, rund sechs Wochen vor der aktuellen Blog-Attacke gegen die Geschäftspartner hieß es:
September 19th, 2006
[…]PS: “Kennst Du schon” ist bald zurück. Ehrlich.
Selbst Anfang Oktober bestehen die Probleme fort, von Besserung eher keine Spur:
Es ist viel los. […] Und zugleich müssen wir einiges neu optimieren. Bitte habt Verständnis, wenn manche Dinge nach dem Ausblenden wieder erscheinen etc. Oder wenn manche Seiten manchmal länger laden als gewohnt. Wir arbeiten daran.
Der Offenbarungseid kommt schließlich am 17. Oktober 2006:
Ruckelei! Das VZ ist ungewohnt langsam und erinnert euch an längst vergangen gedachte, düstere Tage im Juli? Es ist manchmal im Layout verschoben? Die Super-Suche ist weg? Du kannst niemanden ausserhalb deiner Hochschule in deine Gruppen einladen? Es loggt euch aus oder es dauert 2-3 Klickversuche bis Nachrichten, Gruscheleien, Gruppenmitgliedschaften, Anträge etc. gelöscht oder bearbeitet sind?
Das kann nicht sein! Alles Einbildung! Das geht vorbei! Einfach lieber aufs Lernen und den Semesterstart konzentrieren und nicht die Nerven verlieren! Ihr tut es nicht für uns, nicht für eure Eltern, nicht für Berlin, sondern für… für die Sache! […]
Und während alledem rackern wir für euch, um die Ursache eurer Sinnestäuschungen zu eliminieren. […]
Kennst du schon: Wir haben uns verschätzt! Das passiert bei allen technischen Projekten. Man denke da nur an das Konsortium aus der Deutschen Telekom und Daimler-Chrysler, das den Start des Mautsystems um weit über 1 Jahr (‽) verspätetet erst beginnen konnte.
“Kennst Du schon?” muss leider bis auf weiteres ausgeschaltet bleiben, damit wir die Seite / Server nicht zusätzlich belasten und Kosten verursachen. Versprochen: Wir haben sie nicht vergessen! Irgendwann kommt sie wieder…irgendwann…wir müssen alle nur fest daran glauben…
Da der Glaube bekanntlich Berge versetzen kann, wird also wohl irgendwann alles wieder gut. Aber es ist schon bezeichnend, wie plötzlich die alleinige Schuld öffentlichkeitswirksam auf einen Geschäftspartner geschoben wird, der sich in diesem Medium nicht wirklich verteidigen kann.
Nach über zwei Monaten, in denen Ehssan und die anderen vom Studivz sich »abrackerten«, die offensichtlichen Probleme zu lösen, lieg die Site, die sich mit eBay oder Google nicht vergleichen will aber genau diese Vergleiche immer wieder aufstellt, noch immmer und vielleicht sogar mehr denn je am Boden.
In Ehssans Beiträgen wird immer nur auf Hardwarelieferungen, die, nennen wir es »gefühlt unzeitig« nur ankommen sollen, abgestellt. Probleme bestehen nachweislich seit einigen Monaten und selbst die Softwareanpassungen bereiten lt. Ehssan den Studivz-Leuten Probleme.
Ein echter vertrauensbildender Schritt – im übrigen auch mehrfach in den Blog-Kommentaren eingefordert – wäre nun die Offenlegung der Geschäftsbeziehung: welche Leistungen hat Studivz eingekauft? Daraus ergibt sich, für welchen Teil der Performanceprobleme der Geschäftspartner wirklich verantwortlich zeichnet genauso, wie für welche alleine Studivz verantwortlich ist.
Ohne diese Transparenz muß man Ehssan als Sprachrohr von Studivz schon die Frage stellen, ob die losgetretene Schlammschlacht nicht vielmehr den Hintergrund hat, Investoren wie Holtzbrinck Ventures Sand in die Augen zu streuen. Zeitlich paßt das meines Erachtens erstaunlich gut (»Holtzbrinck Ventures beteiligte sich im August 2006 an studiVZ«). Oder, um es mit Alexander Hüsing zu sagen: »Mit den Samwer-Brüdern, Spreashirt-Gründer Lukasz Gadowski und Holtbrinck Ventures sind bei “StudiVZ” zumindest Geldgeber an Bord, die ihr Handwerk verstehen. Und klappern gehört nunmal dazu.«.
Foto von Ehssan Dariani: © Kolja Hebenstreit via flickr.